Sozialwissenschaften

Fachschaften 23_24

Die Fachschaft Sozialwissenschaften im Schuljahr 2023/24

 

Anreize sind handlungsbestimmende Vorteilserwartungen

Diese Erkenntnis des Münchner Wirtschaftsphilosophen Karl Homann betrifft den Kern der marktwirtschaftlichen Produktionsweise. Ohne Anreize zum Nachfragen und Anbieten von Gütern aller Art kann eine marktwirtschaftliche Volkswirtschaft nicht existieren. Dabei wird der Anbieter von der Gewinnmaximierung und der Nachfrager von der Nutzenmaximierung als der jeweiligen Vorteilserwartung geleitet.

Anreize stellen also im eigentlichen Sinne die Motivation zu einem bestimmten Handeln dar. Abgesehen von diesen psychosozialen Grundlagen beschäftigt sich das Fach Politik/ Wirtschaft in der Sekundarstufe I mit den Grundlagen des Wirtschaftens in unserer marktwirtschaftlichen Ordnung, die in der Erforschung menschlicher Bedürfnisse, den ökologischen Herausforderungen für unsere Industriegesellschaft, Chancen und Problemen der Globalisierung sowie der Verortung der menschlichen Existenz in dieser Gesellschaft im Transfer ihren Ausdruck finden.

Natürlich kann eine Sicherung und Weiterentwicklung unserer Demokratie nur gelingen, wenn die Schülerinnen und Schüler eingehend über die politische Ordnung der Bundesrepublik orientiert sind. Aber auch die gesellschaftliche Infrastruktur der Zukunft von Arbeit und Beruf in einer sich rasant verändernden Gesellschaft sowie die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme in unserer Sozialen Marktwirtschaft zählt zum Unterrichtskanon der Unter- und Mittelstufe.

So werden die Grundlagen des Wissens für die Beherrschung und Ausübung weitreichender Kompetenzen seitens der Schülerinnen und Schüler gelegt: Neben der Sach- und Urteilskompetenz sollen die Schülerinnen und Schüler mit der Urteils- und Handlungskompetenz eine wesentliche Voraussetzung ihrer gesellschaftlichen Funktionalität entwickeln.

Aufbauend auf diesem persönlichkeitsbildenden Anspruch der Sekundarstufe I setzt sich das Fach Sozialwissenschaften/Wirtschaft im Wesentlichen mit drei Arbeitsschwerpunkten auseinander:

  • Wirtschaftspolitische Fragestellungen

  • Globale politische Strukturen und Prozesse

  • Gesellschaftliche Strukturen und Kennzeichen Sozialen Wandels

Zunächst beschäftigt sich das Fach SW/WI mit der Analyse der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik und den dazu notwendigen methodologischen Voraussetzungen.

Die Untersuchung von Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Preisentwicklung und Außenhandel folgt dabei den Zielvorgaben des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967, als der damalige Wirtschaftsminister Karl Schiller und Finanzminister Franz-Josef Strauß erstmals Kriterien zur Überprüfung des Zustandes einer Volkswirtschaft formulierten.

Natürlich kam und kommt es über die wirtschaftspolitische Ausrichtung einer Volkswirtschaft immer wieder zu unterschiedlichen Ansätzen, die ebenfalls im Interesse des Faches SW/WI stehen:

  • Wie lassen sich Konjunkturschwankungen erklären ?

  • Soll die staatliche Wirtschaftspolitik eher angebotsorientiert oder eher nachfrageorientiert agieren, um Krisen einer Volkswirtschaft zu meistern ?

  • Welche Rolle spielt die Europäische Zentralbank im Konzert der Wirtschaftspolitiken der Eurozone und der EU ?

  • Welche Rolle kann der Staat als wirtschaftspolitischer Akteur in Zeiten der Globalisierung und der Dominanz supranationaler politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsträger überhaupt noch spielen ?

Folgerichtig ist darum die intensive Auseinandersetzung mit der Globalisierung und globalen politischen Prozessen als deren mittel- und unmittelbare Folge. Dies geschieht zunächst in Form der Betrachtung globaler Akteure wie der Welthandelsorganisation (WTO), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

Als zweiter Schritt folgt die Erschließung des keineswegs nur in umweltökonomischer Sicht zu betrachtenden Nachhaltigkeitsbegriffs sowie der relevanten entwicklungspolitischen Konzeptionen.

Abschließend soll es in der Sekundarstufe II im Fach SW/WI um die Analyse der gesellschaftlichen Binnenstruktur der Bundesrepublik gehen. Angefangen mit einer Betrachtung der Einkommens- und Vermögensverteilung stehen fundamentale Theorien zur Beschreibung und Analyse gesellschaftlicher Ungleichheit im Mittelpunkt des Interesses. Gerade der gesellschaftliche Wertewandel drückt einen generellen tiefgreifenden sozialen Wandel in unserer Gesellschaft aus, den es zusammen mit der Veränderung von Lebensformen und Arbeitsmilieus zu untersuchen gilt. Die Betrachtung des deutschen Sozialstaats und seiner Zukunft rundet diese Unterrichtsreihe ab.

Praktisch verortet werden diese Unterrichtsinhalte des Faches SW/WI mit dem Betrieb eines Schülerkiosks als Schülerunternehmen in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) durch die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen Q1/Q2. Federführend ist beim Betrieb des Unternehmens der Leistungskurs SW/WI, aus dem sich auch zumeist die Gesellschafter der GbR rekrutieren, die in voller unternehmerischer Selbstverwaltung und bei eigenem Risiko den Betrieb des Kiosks in der Pausenhalle organisieren.

Des Weiteren besteht eine Kooperation der Loburg mit diversen Partnerunternehmen, deren Koordination der Fachschaft SW/WI obliegt. Das besondere Profil der Loburg als Gymnasium in Trägerschaft des Bistums Münster kommt bei dem obligatorischen zweitägigen Schülerseminar Marktwirtschaft und Ehtik in Kooperation mit dem Franz-Hitze-Haus in Münster zum Vorschein. Hier beleuchten Schülerinnen und Schüler des ersten Jahrgangs der Sekundarstufe II die Dimensionen marktwirtschaftlichen Handelns unter dem Aspekt christlich-ethischer Maßstäbe.

Freiwillig ist für Schülerinnen und Schüler des zweiten Jahrgangs der Sekundarstufe II im Leistungskurs des Faches SW/WI die Absolvierung eines Betriebspraktikums, das den Schülerinnen und Schülern einen ersten Eindruck von der Funktionsweise betriebswirtschaftlicher Abläufe vermittelt und die Möglichkeit bietet, berufsfindungsdienliche Kontakte zu knüpfen.

Freilich verfolgen wir an der Loburg in den Fächern Politik/Wirtschaft und Sozialwissenschaften/Wirtschaft letztendlich ein umfassenderes Ziel. Wir wollen den Schülerinnen und Schülern eine Werteorientierung mit auf den Lebensweg geben, die sich am Neuen Testament orientiert und das Leben und Handeln der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen auch nach Ihrer Schulzeit nachhaltig prägt.

Unterrichtsbeispiel

Beispiel für einen unterrichtlichen Inhalt