Ehemaliger Lehrer Hermann Schepers verstorben

06.12.2022
Schepers
Schepers

Hermann Schepers ist am 23. November 2022 gestorben. Eine lange Krankheitszeit, die ihn fast das ganze Leben begleitet hat, hat der Tod nun beendet.

Hermann Schepers wurde vor 75 Jahren in Datteln geboren. Er ist dort aufgewachsen mit einem Bruder und zwei Schwestern, ging dort zur Schule und war ganz aktiv in der Jugendarbeit in der Kirchengemeinde. Das dortige Jugendheim hat er mit aufgebaut und im ND hat er dann als Jugendlicher unter anderem Fahrten nach Rom und Dänemark geplant und durchgeführt – und zwar mit dem Fahrrad. Mit dem normalen Fahrrad ohne Schaltung und Akku von Datteln bis Rom.

Nach dem Abitur hat er sich für zwei Jahre bei der Bundeswehr zum Sanitätsdienst verpflichtet, weil er ursprünglich Zahnmedizin studieren wollte, hat sich dann aber für ein Studium der Chemie und Biologie entschieden, um dann später Lehrer zu werden.
Und so hat er dann seine erste Stelle im Sommer 1976 an der Loburg angetreten. Naturwissenschaftler waren gesucht und konnten sich quasi ihre Stellen aussuchen.  1977 zog dann die Familie – Dagmar war inzwischen geboren – in eine sogenannte Lehrerwohnung.

Mit großer Fachkenntnis konnte er seine Schüler für seine Fächer Biologie und Chemie begeistern und einige auch zum Studium der Naturwissenschaften bringen. So hat er zum Beispiel im Biologieunterricht Eulenkästen gebaut, die Wichtigkeit der Eulen im Ökosystem erarbeitet und diese Kästen dann auf verschiedenen Bauernhöfen in Ostbevern auf dem Heuboden installiert, die das sogenannte Eulenloch im Giebel ihres Hauses hatten.

Im Chemieunterricht war er für seine spektakulären Versuche bekannt. Des Öfteren hörte man von draußen einen lauten Knall, und wenn man dann fragte: „Was war das?“ kam von den Schülern die Antwort: „Herr Schepers hat wahrscheinlich Vertretungsunterricht und demonstriert den Schülern gerade draußen, wie verschiedene Chemikalien miteinander reagieren, wenn man sie unter einen Blecheimer legt.

Bei Projekttagen kannte man ihn als einen Lehrer, der es verstand, Schüler mit ganz anderen Themen bekannt zu machen. So machte er beispielsweise Versuche mit Solarmodulen, die dann Strom erzeugen konnten, in einer Zeit, wo niemand an regenerative Energien dachte. Da war er sicherlich seiner Zeit voraus.

Schon in den 70ger Jahren war Hermann ein Öko-Prophet, dem Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung, absoluter Einsatz für Umweltschutz und für Klima- und Ressourcenschutz am Herzen lagen. Heute bestimmen diese Themen unseren Alltag und unsere Politik. Hermann wurde damals des Öfteren dafür belächelt. Einen Bestseller aus der Zeit „Global 2000“ hat er mir zur Lektüre gegeben mit der Bemerkung, das wird so kommen. Und er hatte recht!

Eine große Bürgerinitiative in den 80ger Jahren – die Nachbarn werden sich vielleicht noch erinnern – hat er ins Leben gerufen: „Kein Asphalt im Loburger Wald!“ Die damalige Ortspolitik in Ostbevern plante eine komplette Umgehungsstraße rund um Ostbevern, bei der dann der Loburger Wald von einer Asphaltstraße durchschnitten worden wäre. Mit Zählungen von Schülern, von Spaziergängern, die dann diese Straße zu überqueren hätten, mit Informationsveranstaltungen auf der Allee und Eingaben an die Politik konnte dieses Vorhaben dann – Gott sei Dank - verhindert werden. Schon dabei hat Hermann sehr gelitten, sich langsam aus dem Widerstand zurückgezogen und häufig gesagt: „Für die Politik bin ich nicht geboren!“

Ab 1979 zeichnete sich langsam ab, dass eine Krankheit zum bestimmenden Faktor seines Lebens werden würde. Es brauchte dann noch sechs Jahre, bis eine eindeutige Diagnose gestellt wurde: Hermann litt unter einer „Bipolaren Störung“, eine der schwersten psychischen Erkrankungen, die es gibt. Wie mag es in seinem Innern ausgesehen haben, als er diese Diagnose erfuhr. Was mag ein Kranker empfinden und wie mag er sein Verhalten anderen gegenüber wahrnehmen und wie kann er es steuern? Wie stark mag er selbst unter dieser Krankheit gelitten haben?

Höhen und Tiefen gab es in seinem Leben, die sowohl für die Familie als auch für seine Freunde und auch für ihn selbst schwer wurden. Mit 52 Jahren wurde er frühpensioniert und Hermann war sehr froh und erleichtert, keine Schule mehr vor sich zu haben.

Nun hatte er Zeit für Haus und Garten und baute an seiner Idee, ein autarkes Ökosystem für sein Zuhause zu entwickeln und umzusetzen.

Das Foto zeigt ihn aus dieser Zeit. So haben ihn sicherlich viele in Erinnerung: Hermann, wie er leibt und lebt: Steinreich: Inmitten seiner Natursteine, die er für unterschiedlichste Projekte brauchte, und inmitten seiner Gemüse- und Bohnenbeete, mit Hut und Holzschuhen.

Unterbrochen wurden diese Aktivphasen dann immer wieder durch Krankenhausaufenthalte und Medikamentenneueinstellungen, die ihm in den letzten Jahren mehr und mehr zu schaffen machten. Körper und Geist reagierten in dieser Zeit immer stärker darauf.

Bei Václav Havel heißt: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“

In dieser Hoffnung hat Hermann Schepers gelebt und mit dieser Hoffnung, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht, ist Hermann Schepers gestorben.

Ewald Brünen