Gut 600 Unterschriften der Loburger Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer setzen ein erstes, starkes Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus an unserer Schule - ein Thema, das der SV schon seit längerem ein Anliegen ist.
Vor den Osterferien fand sich eine Gruppe engagierter Schülerinnen aus den Jahrgangsstufen 8, 10 und EF, die unterstützt von weiteren interessierten Kolleginnen und Kollegen der Loburg, eine allgemeine Umfrage zum Thema Diskriminierung und Rassismus an der Loburg entwickelten. Die Schülerinnen stellten den Hintergrund sowie die Intention der anonymen Umfrage persönlich in jeder Klasse vor und baten um rege Beteiligung. Nicht nur die persönliche Ansprache, auch das Thema dürfte gut 395 Schülerinnen und Schüler bewogen haben, teilzunehmen und ihre Eindrücke vom Umgang untereinander zu schildern.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass diskriminierende Äußerungen und rassistische Beleidigungen leider auch an unserer Schule vorkommen und sie bestätigten auf eindrückliche Weise das Gespür der SV, dass hier etwas getan werden sollte.
Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, die Ergebnisse nicht einfach auf der Homepage zu veröffentlichen, sondern allen Schülerinnen und Schülern der Loburg persönlich vorzustellen, sie rechtlich und sozial einzuordnen sowie ein erstes Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen. Die Idee fand auch die Unterstützung der Schulleitung, sodass am 17.6.25 alle Klassen jeweils für 45 Minuten am „Tag gegen Rassismus und Diskriminierung“ teilnehmen konnten. Zunächst wurden die Schülerinnen und Schüler durch entsprechende szenische Darstellung des Krea-Kurses der Jahrgangsstufe zehn auf das Thema eingestimmt. Anschließend stellten die Schülerinnen ihre sehr differenziert aufbereitete Präsentation unterstützt von einigen Kolleginnen und Kollegen vor. Dabei erläuterten sie nicht nur die Ergebnisse und ordneten sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ein, sondern erklärten auch, wieso bestimmte Schimpfworte, Beleidigungen und Schmähungen zu verurteilen seien. Eindrücklich warben sie darum, mehr auf die eigene Sprache zu achten, Respekt und Toleranz walten zu lassen und vor allem diskriminierende Äußerungen nicht unkommentiert stehen zu lassen. Diese Themen wurden anschließend in sehr unterschiedlichen persönlichen Texten von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 emotional berührend behandelt. Der Vortrag schloss mit einem Aufruf, sich durch die eigene Unterschrift für ein respektvolles Miteinander an der Loburg einzusetzen.
Sämtliche Unterschriften finden sich nun an der Wand hinter der Pausenhalle – die temporäre Wandgestaltung ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Schulgemeinschaft, die sich aktiv für ein respektvolles und tolerantes Miteinander einsetzt.
Anbei ausgewählte Beispiele aus den kreativen Poetry Slam Beiträgen der Jahrgangsstufe 10:
Willkommen im Zirkus, im Zirkus des Hass!
Komm tretet doch ein und seit mein Ehrengast.
Unsere letzte Vorstellung, die geht bis Mitternacht.
Und dann ist es vorbei - hast du gedacht.
Aber unser Zirkus des Hass ist die ganze Zeit offen
und für alle die, die die ganze Zeit hoffen:
Hier kommt unsere 1. Attraktion:
Fynn, der talentierte Klon.
Er kann gut lachen, lästern, nachsprechen.
Aber das allein ist ja kein Verbrechen!
Er meint das doch alles gar nicht böse,
wenn er sie verurteilt, die Migranten und Religiösen.
Das ist doch alles lustig,
wenn er sie betitelt als gefährlich und schmutzig.
Aber jetzt zur 2. Attraktion:
Der Gewaltsame ohne böse Intention.
Er mag es andere zu schlagen.
„Wie kann er sich selbst so noch ertragen“?
Gut, dass sie es mal sagen.
Wir werden ihn also selbst einmal fragen.
Er sagt, dass das nur ein Spaß ist
und ich glaube, dass dabei er manchmal vergisst,
dass Taten Folgen haben, gut oder schlecht
aber eigentlich ist es ja auch ungerecht,
es war doch ‘ne nett gemeinte Aktion.
Aber egal, weiter, 3. Attraktion.
Da haben wir heute keine Person,
sondern da haben wir Zitate.
Ganz echte und keine Imitate.
Direkt aus unserm Zirkus von unseren Gästen,
die versuchen mit Hass die Luft zu verpesten.
„Die Juden muss man vergasen“
„Die müssen Rechnen können, das sind Asiaten“
oder „Geh zurück in dein Land“
„Kanacke, Affe, Asylant“
Und als 4. Attraktion,
da haben wir eine ganz besondere Person.
Und diese Person bist du.
Wo gehörst du dazu?
Bist du auch ein Klon oder Gewaltsamer?
Oder doch eher ein Schweigsamer?
Am Ende ist es auch egal.
Fakt ist, du hast es auch getan.
Selbst, wenn du es nicht selber sagtest
und jetzt auch noch erwartest,
dass dich keine Schuld betrifft.
„Es waren doch sie mit ihrem Gift“
Aber Hass beginnt nicht erst beim Wort,
beim Bespucken, Bedrohen oder Mord.
Hass beginnt in deinen Gedanken,
wenn sie anfangen zu schwanken.
Wenn du versuchst ein Ventil zu finden
und hoffst, dass dadurch deine eigenen Probleme verschwinden.
Aber eigentlich, da weißt du es schon.
Es sind nicht die Migranten, die dein Land bedrohen,
die, die schon seit Generationen in Deutschland wohnen.
Aber irgendwer, der muss ja Schuld haben,
die Verantwortung für Taten tragen.
Und dann nehmen wir halt den,
für den die anderen nicht einstehen.
Dann wird schwarz-rot-gold zu schwarz-weiß
und wir befinden uns in einem Zirkus, in dem es heißt,
dass Hautfarbe, Herkunft und Religion,
die Dinge sind, die uns heute bedrohen.
Also bitte, bitte denk kurz mal nach.
Auch, wenn der Text nicht deinen Werten entsprach.
Denn der, der nichts tut, der hat es auch getan,
also versuch ihm zu entkommen, dem Hasswahn.
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland,
Aber Einigkeit und Recht und Freiheit hab ich hier jetzt nicht erkannt.
Schwarz-rot-gold wird zu schwarz-weiß.
Und ich lebe in einem Land, in dem es heißt,
dass Andersartigkeit etwas Schlechtes ist,
und ich habe das Gefühl, dass fast jeder vergisst,
wie wichtig Vielfalt für unsere Welt doch ist.
Schwarz-rot-gold, die Farben meines Landes.
Meiner Mutter, meines Vaters und jedes Verwandten.
Doch ich kann sie nicht mit Strolz tragen.
Denn sie bedeuten so viel mehr als nur die Farben.
Sie stehen nicht mehr für Einigkeit und Recht und Freiheit,
sondern für Arroganz, Egoismus und Blindheit,
und für Hass, Ignoranz, und Schuld.
Ja, so langsam, da fehlt es mir an Geduld,
bis die Menschen hier endlich verstehen,
dass die Probleme sich nicht lösen, wenn die Migranten gehen.
Schwarz-rot-gold, die Farben unserer Schuld.
Passt auf, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.
Aber anstatt zu lernen, da kopieren wir.
Und in ein paar Jahren, vielleicht 3 oder 4
da wird die Geschichte sich wiederholen.
Wir fangen wieder an andere zu bedrohen.
„Nein, nein, sowas passiert nie wieder“
Und doch sehe ich es kommen, es wäre mir lieber
Wenn sie Recht haben und es geschieht wirklich nie wieder.
doch trotzdem, da fühle ich es, unsere Welt brennt nieder.
Nele Mina Hirsch, 10a
R A S S I S M U S
Rassismuss
Aber muss das?
Mord, Totschlag, Suizid
Alles Dinge, die es gibt ... Durch Rassismus.
Natürlich nicht nur und „Er war eh depressiv“ aber ...
Als ob es eine Entschuldigung für alles gibt.
Umgebracht wegen Mobbing - wegen Hautfarbe und Sprache.
Ausgesucht? Ja, klar. War ja seine eigene Chance.
Das eigene Sprungbrett in ein besseres Leben.
Kann es denn was Besseres geben?
Deutschland, Deutschland über alles - DAS Land der Länder.
Aber trotzdem kein Platz für diese blöden Südländer. Die Opfer ausm Osten.
Leben hier alle eh nur auf unsere Kosten.
Ist klar.
Geflohen aus Faulheit und mehrmals fast gestorben… Natürlich haben sie um ihren eigenen Tod geworben - freiwillig.
Auf dem Schiff durch Wind und Wetter - Schiff übertrieben… Schlauchboot? Einzelne Bretter?
Jedenfalls nicht mehr als das.
Klamotten nass und nicht nur durch Wasser -
Blut, Tod und ein unendliches Massacker.
Tausende Menschen - tot ohne Beweis.
Leichen im Wasser
Wobei - was ein Scheiß. Die kommen ja eh nur aus Spaß.
*stille*
Diese Stille? Die kennen sie nicht mehr.
Panzer, Schreie, Maschinengewehr.
Angst und Leid - ganz ohne Pause.
Die ganze Stadt zerbombt - Familien zerstört. Kein Zuhause.
Kein warmes Bett, kein warmes Essen.
Den leckeren Geschmack schon längst vergessen.
„Geht allein! Ich bleibe hier.“
Allein über die Grenzen, geflohen.
Deutschland - Die Erlösung? Oder ein Unheil das droht?
Deutschland für eine bessere Zukunft! Nicht nur mein Deutschland, sondern unser.
Deutsche Vielfalt, Kultur und so viel mehr.
Ein Ziel, ein Traum, das Eine … Oder doch eine Illusion?
„Ey du Pisser. Sprichst du deutsch?“
Neu in der Klasse. Keine Antwort, nur ein leichtes Nicken.
Das Herz - Gefühlt am Austicken!
Neue Freunde? Endlich wieder glücklich sein?
Eine Zukunft von der man immer geträumt…
aber nein.
„Blödes Opfer! Du Hurensohn. Geh mal zurück auf dein Schlauchboot“
Ja na klar. Zurück in die Not - die, die schon so lange bekämpft werden sollte, gegen die niemand was tut.
Hör doch auf sowas zu sagen
Immer rumzuheulen, dich zu beklagen.
Zurückschicken? Wohin soll man denn gehen?
Weißt du überhaupt, was du mit dieser Aussage tust?
Leid, Erinnerungen, Tränen.
Depressionen, Angst, Körperliche Gewalt.
Alles wegen Hautfarbe und Sprache,
Kultur, Vergangenheit und so viel mehr Sachen.
Wieso muss man andere für etwas verantwortlich machen?
Dinge, die nicht beeinflussbar waren - die überhaupt keinen Einfluss auf dich haben.
Was ändert die Hautfarbe an deiner Zufriedenheit?
Wäre es besser, wenn du gleich wärst?
Alle gleich, keine Unterschiede.
Selber Charakter, selbe Frisur, selbe Hobbies und ganz wichtig - gleiche Hautfarbe und gleicher Hintergrund.
Erinnert dich an etwas? Niemand tanzt aus der Reihe, niemand anders?
1939-1945 oder?
Also mir wird da ganz anders.
Wieso sollte es gut sein?
Leere Nazipropaganda… Rassismus, Diskrimierung und Schmerzen.
Viele Tränen, Tote, gebrochene Herzen.
„Haha… Du verschwindest du ja wenn man das Licht ausmacht“
Lustig, nicht wahr? Ja genau. Als ob das jetzt hier seine Nötigkeit hat.
„Sag mal wie war dein Leben früher? Bist du auf nem Elefanten zur Schule geritten?“
Ein fragender Blick - eine gewisse Stille.
Sprachlosigkeit in Hülle und Fülle.
„Äh ... Also eigentlich bin ich hier geboren?“
Jaja guter Witz - aber ich wette man siehts hinter deinen Ohren!
Eigentlich ja überall - man sieht dir an, dass du nicht von hier bist.
Nicht von hier? Was soll das heißen?
Musstest du jetzt diese bescheuerten Witze reißen?
Lass es sein und denk mal nach - was ein Witz für Ausmaße hat.
Gleich sein, das wäre es garantiert nicht.
Hab mal lieber Verständnis und raff dich.
Ein Mensch ist Mensch, egal wie er aussieht.
Hast du mal drüber nachgedacht, wie sich das anfühlt?
Ausgelacht, gemobbt, geschlagen.
Grausam zerstört, ohne nur ansatzweise zu fragen.
Nur versucht dazuzugehören… dabei zu sein.
Aber ausgeschlossen, rausgeschmissen, verlacht, verhasst, Nächte voller Tränen -
Es geht nicht anders als zu weinen - hier mal alles Negative zu sehen.
“Jetzt reiß dich am Riemen! So schlimm ist es nicht!“
Na, dann mach du mal so. Schau mir ins Gesicht
und sag mir ernsthaft
„Ich bin Rassist.“
Kannst du das? Bezweifle ich. Weil kein Mensch sowas verdient.
Nicht du, nicht ich. Nicht irgendwer hier im Raum…
Am Ende des Tages, schauen wir alle auf denselben Mond.
Egal ob hier oder der anderen Seite der Erdkugel.
Wir sind Menschen und sollten, statt uns immer zu bekämpfen... zusammenhalten.
R A S S I S M U S
Rassismuss
Aber muss das wirklich?
Denk mal drüber nach und reiß dich zusammen.
Haben deine Probleme wirklich bei deinem neuen Klassenkameraden angefangen?
Sandra Schmidt, 10b