Bereits das Bühnenbild sorgt bewusst für Irritation: eine Hakenkreuzfahne, ein Plakat von „Der ewige Jude“, eines zutiefst antisemitischen Propagandafilms, und ein großformatiges Foto von Adolf Hitler – all diese Requisiten führen dem Publikum ebenso eindrücklich wie unmissverständlich vor Augen, in welcher finsteren Epoche der deutschen Geschichte das Theaterstück angesiedelt ist, das am Mittwoch, den 15. Januar, für die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe auf dem Programm steht. Denn mit „Stauffenberg – Widerstand oder Hochverrat?“ bringt das Schauspielduo von der Kulturschule Leipzig an diesem Vormittag zwei Mal direkt nacheinander ein Stück auf die Bühne der Aula, in dessen Mittelpunkt eben jener berühmte General steht, der am 20. Juli des Jahres 1944 ein Bombenattentat auf Hitler verübte, was für ihn selbst und seine Komplizen den sicheren Tod bedeutete. Das Attentat schlug bekanntlich fehl, da Hitler, wenn auch schwerverletzt, überlebte, was bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weiteres unsagbares Unheil nach sich zog.
Stauffenberg ist dennoch als Held des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime in die Geschichtsbücher eingegangen. Wie also kam ein überzeugter Patriot und hochrangiger Vertreter des Militärs dazu, sich gegen ein politisches System aufzulehnen, das er zunächst selbst aktiv unterstützte, ohne jedoch jemals in die NSDAP eingetreten zu sein? Dieser Frage gingen die beiden Schauspieler nach, indem sie in zwei verschiedenen Rollen (als Erzählerin bzw. Kommentatorin der Ereignisse und als Stauffenberg) zentrale biographische Stationen innerhalb der Biografie des adligen Generals vor dem Hintergrund der jeweiligen historischen Entwicklungen nachzeichneten. So entwarf das Duo schlaglichtartig das Bild eines Mannes, der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bereits in jungen Jahren, einer familiären Tradition begeistert folgend, zur Armee geht, um seinem geliebten Vaterland zu dienen. Diese Begeisterung bleibt in den 1930er Jahren nach der Wahl Hitlers zum Reichskanzler zunächst bestehen, doch nachdem für ihn zunehmend, spätestens mit dem Angriff auf Polen im Jahre 1939, deutlich geworden ist, mit welch barbarischen Mitteln die NSDAP ihre Macht in Deutschland und Europa zu behaupten trachtet, sieht Stauffenberg letzten Endes keinen anderen Ausweg mehr, als mit einigen Gleichgesinnten die „Operation Walküre“ ins Leben zu rufen, um Hitler zu gewaltsam stürzen und einen Umsturz des Regimes herbeizuführen. Am Ende dieses bewegten Lebens steht das Unausweichliche: noch am Tag des missglückten Attentats, in der Nacht auf den 21. Juli 1944, findet in Berlin die Hinrichtung des „Hochverräters“ statt. Mit ihr und einer anschließenden kurzen Fragerunde endet auch nach einer knappen Stunde eine Kulturveranstaltung, die nicht nur aufgrund der schauspielerischen Darbietung und des bereits erwähnten Bühnenbildes zu beindrucken vermochte, sondern nicht zuletzt auch durch die wiederholte Einspielung authentischer Tondokumente (etwa von Militärmusik, eines Soldateneids und Ausschnitten aus Reden). Mit „Stauffenberg“ trägt das kleine Ensemble aus Leipzig dazu bei, die Erinnerung an einen Mann gegenwärtig zu halten, der bis heute wie wohl kein zweiter seiner Zeit als Symbolfigur des Widerstands und Inbegriff der Zivilcourage gilt. Anders, kurz gesagt: als Held.