Station 3 - Gartengestaltung im Wandel der Jahrhunderte

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Zahlreiche Gäste besuchen jedes Jahr im Frühjahr den Loburger Schlossgarten, um die blühenden Rhododendronbüsche zu bewundern. Die damals im Schloss Loburg wohnende Familie von Beverfoerde war stets an Botanik interessiert und legte außerdem großen Wert auf Pflanzen anderer Länder und Kontinente. Wo sich heute der Sportplatz befindet, hatte der Baron einen repräsentativen Garten angelegt.

Zu allen Zeiten fanden persönliche Leidenschaften ihren Ausdruck in der Gestaltung von Gärten. Auch der Zeitgeist einer Epoche spiegelte sich in den Grünflächen wider.

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Renaissance-Gärten: Ästhetik für die Außenwelt

Im 15. Jahrhundert setzte sich in Italien die philosophische Anschauung des Humanismus durch. Der einzelne Mensch trat in den Vordergrund. Man besaß eine positive Einstellung zu seinem Körper und seinen menschlichen Bedürfnissen. Die neu entdeckte Lebensfreude ermöglichte eine nach außen hin geöffnete Ästhetik

Das Kunstverständnis spiegelte sich auch in der Gartengestaltung wider. Einer der berühmtesten italienischen Renaissancegärten ist der der Villa d' Este in Tivoli, östlich von Rom. Typisch für die Gärten dieser Zeit waren gerade Wegachsen, terrassenförmige Anlagen, Buchsbaum-Ornamente, farbenfrohe Blumenbeete und vor allem viele Fontänen und Wasserspiele.  Im Gegensatz zu den abgeschotteten Klostergärten des Mittelalters befanden sich in den Renaissance-Gärten nur noch wenige Teile, die abgegrenzt waren, wie z.B. Lauben oder Grotten wie in Tivoli. Diese Gartengestaltung zeigte Gästen des Hauses direkt bei der Ankunft, dass sie willkommen waren.

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Pompöse Parkanlagen des Barocks: Zeichen der Macht

Der französische Barockgarten zeigte Macht und Reichtum. Wichtige Merkmale waren weite symmetrische Sichtachsen und geometrisch geschnittene Pflanzen. Alle Gestaltungselemente mussten dem Gesamtbild untergeordnet werden. In idealer Form konnte man jeden Bereich in einem langgezogenen, aber schmalen Garten von einer Terrasse aus überblicken. Der prächtige Garten von Schloss Versailles, nahe Paris, wurde vom Sonnenkönig Ludwig XIV. geprägt. Die Gartenkunst erschien als hochwertige Kunstgattung. Im Münsterland finden sich ebenfalls barocke Parkanlagen, z.B. bei Schloss Nordkirchen, südwestlich von Münster. Aber auch in barocken Bauerngärten entdeckt man heute die auf ein Zentrum angelegten, von Buchsbaum umrahmten Wege sowie die klaren geometrischen Figuren in Beeten und Hecken.

Die Pflege von Barockgärten ist kostspielig und zeitintensiv. Nach Ludwigs Tod im Jahr 1715 wurde der englische Landschaftsgarten modern.

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Der englische Landschaftsgarten: Zurück zur Natur

Die englischen Gartengestalter empfanden die streng geometrisch angelegten Gärten als unnatürlich. Die Aufforderung zum freien Denken seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert brachte den Wunsch nach frei wachsenden Pflanzen. Ein ständiges Zurechtschneiden der Pflanzen stand bildlich für die Unterdrückung der Bevölkerung und wurde abgelehnt.

Durch viele abwechslungsreiche Elemente wie angelegte, aber natürlich wirkende Teiche und Seen, verschlungene Wege oder weite Rasenflächen sollte sich der Spaziergänger besonders intensiv mit der Natur verbunden fühlen. Böden wurden absichtlich uneben oder als Hügel angelegt. Zur harmonischen Ergänzung legten die Gartenarchitekten oftmals, wie in Stowe Landscape Gardens – nahe Buckingham – kleine Denkmäler, griechische Tempel oder Brücken an. Diese Bauwerke symbolisierten Höhepunkte englischer Geschichte.