Station 16 - Streuobstwiese und Baumveredelung

 

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Auf unserer Wiese leben zum größten Teil Apfelbäume. In der hinteren Hälfte befinden sich an der Seite zur Turnhalle ein paar Kirschbäume, in der Mitte wachsen vereinzelt Birnenbäume. Damit die Wiese langfristig Bestand hat, sind im hinteren Teil junge Bäume verschiedener Sorten ergänzt.

Allgemein werden auf Streuobstwiesen hochstämmige Obstbäume in regelmäßigem, großzügigem Abstand gepflanzt. Die Wiese kann als Weideland genutzt werden. Sie wird extensiv bewirtschaftet. Dünger und Pestizide werden vermieden. Der moderne, intensive Obstanbau ist dagegen von niederstämmigen Obstsorten in Monokultur geprägt.

Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas. Die fehlende Düngung und das seltene Mähen bewirken, dass keine Pflanzenart überhandnehmen kann. Die vielen unterschiedlichen Pflanzenarten locken viele Tierarten an: Insekten, kleine Säugtiere (z.B. Igel), Amphibien und Reptilien. In den Obstbäume finden z.B. Vogelarten wie Steinkauz, Wendehals, Grün- und Buntspecht Schutz. Im alten, knorrigen Obstbaumgehölz finden auch Fledermäuse und Siebenschläfer Unterschlupf, unter den Rindenritzen im Baumstamm können sich Hornissen einnisten.

 

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Streuobstwiesen bewahren besonders die alten Obstsorten. Mehr als 1200 Apfelsorten, 1000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten sind bekannt. Alte Sorten gelten oft besonders resistent gegen Pilz- und Schädlingsbefall. Gerne platziert auch ein Imker sein Bienenvolk wegen der zahlreichen Blüten neben einer Streuobstwiese. Weidetiere ergeben Milch oder Wolle.

 

Hat die Streuobstwiese eine Zukunft?

Der Streuobstbau wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren als betriebswirtschaftlich unrentabel eingestuft. Im Vergleich zur Plantagen-Obsternte ist die Ernte auf der Streuobstwiese wesentlich mühseliger. Dazu kommt, dass es dort viele unterschiedliche Sorten gibt, die zu unterschiedlichen Zeiten reifen – es muss in mehreren „Gängen“ geerntet werden. Ein regelmäßiger, fachgerechter Baumschnitt ist unabdingbar, sonst vergreisen die Bäume früh. Vielen Menschen fehlt in der modernen Arbeitswelt die Zeit dazu. Das Landschaftsbild veränderte sich durch die Rodungen massiv. Viele heimische Vogelarten verschwanden.

Das Wissen um die Bedeutung und Pflege dieser wertvollen Biotope muss erhalten bleiben, damit die Streuobstwiese auch in Zukunft eine reale Chance hat.

 

Baumveredelung

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Vermehren sich Obstbäume auf natürliche Weise, vermischen sich die Wuchs- und Fruchteigenschaften. Die Eigenschaften der Ursprungssorte bewahrt man durch eine Veredelung. Man schneidet dazu einjährige Äste (Edelreiser) der vorhandenen Obstbäume und setzt sie in die jungen Bäume ein. Die jungen Bäume übernehmen aus dem eingesetzten Ast die gewünschten Eigenschaften. Das Veredeln der Obstbäume trägt also zum Sortenerhalt bei. „Wildlinge“ bilden das Wurzelwerk für das Edelreis. Man kann auf einem Obstbaum auch mehrere Edelsorten veredeln.

Als Veredelungsmethoden gibt es z. B. das Rindenpfropfen, das Geißfußpfropfen und die Kopulation. Das Rindenpfropfen findet die häufigste Anwendung. Bei der Kopulation wird der neue Ast mit einem Ast des bestehenden Baums zusammengebunden, wie ein gebrochener Arm, den man eingipst und wieder zusammenwachsen lässt. Dazu müssen beide Ast-Enden gleich zugeschnitten werden, damit sie aufeinanderpassen und das Edelreis anwächst. Beim Rindenpfropfen schiebt man das Edelreis während der Vegetationszeit (April bis Juni) in das wachstumsfähige Gewebe (Kambium) zwischen den Stamm und die Rinde.

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Das Verletzen der Rinde ist im Winter nicht möglich. Die Geißfußveredelung dient häufig dem Umveredeln von Obstbäumen. Kopulation und Geißfußveredelung werden von Januar bis März getätigt.

Edelreiser werden während der Saftruhe ab Januar an einem frostfreien Tag geschnitten. Das Tragen von Handschuhen verhindert Keime. Die Schnittstellen werden mit Wachs/Balsam eingerieben.

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Die Graphiken zur Baumveredelung sind von MagentaGreen (unter Angabe der Quelle frei nutzbar, vgl. Literaturverzeichnis).