Mit der ein oder anderen Träne und vielen ehrlich gemeinten Umarmungen auf beiden Seiten, wurden unsere ungarischen Gäste am Samstagmorgen zu sehr früher Stunde am Münsteraner Bahnhof verabschiedet. Die letzten gemeinsamen Stunden in den Gastfamilien waren wohl bei allen von Nähe und Sympathie geprägt. Den verantwortlichen Lehrerinnen Frau Dr. Webbeler und Frau Winter und ihren zwei ungarischen Kolleginnen ging es nicht anders.
Schon das Abschlusstreffen mit den deutschen Gasteltern und Geschwistern am Donnerstagnachmittag im Rittersaal des Schlosses zeigte deutlich, wie gut sich die Jugendlichen untereinander und mit ihren Gastgebern verstanden: „Es hat einfach gepasst“, kommentierten vor allem die Eltern. Die Tanz- und Gesangsdarbietungen der ungarischen Jugendlichen fanden dabei noch einmal besondere Beachtung und ihr Können wurde ausgiebig bewundert. Das Wochenthema „Migration - Fuß fassen in einem fremden Land“ wurde am Donnerstagnachmittag ebenfalls noch einmal intensiv behandelt:
Zu diesem Anlass waren Zeitzeuginnen und -zeugen ins Schloss gekommen, die eine besondere persönliche Nähe zum Thema Migration haben. Zwei Seniorinnen gehören beispielweise zu den Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die südvietnamesischen Boat-People ab Mitte der 1970er Jahre wurden durch die Mutter einer Schülerin und eine Kollegin vertreten , den Spätaussiedlern aus Russland gab eine weitere Mutter eine Stimme, die Flüchtlingen der „Flüchtlingswellle“ 2015 sowie Menschen, die sich in Deutschland für ihre schulische Ausbildung aufhalten, wurden von zwei Internatsschülern repräsentiert. In kleinen Gruppen kamen die Gäste mit den ungarischen und deutschen Jugendlichen ins Gespräch und gaben dabei sehr persönliche und berührende Einblicke in einen bedeutsamen Teil ihrer Lebensgeschichte.
An dieser Stelle sei allen Zeitzeugen für ihr Kommen und ihre Offenheit nochmals ganz herzlich gedankt! Mit ihrem Engagement wurde eine intensive Themenwoche abgeschlossen.
Viele Aktivitäten unserer deutsch -ungarischen Schüleraustauschbegegnung wurden finanziell unterstützt durch das Programm Schulpartnerschaften mit Schulen in Ost-, Mittelost-, und Südosteuropa sowie den Baltischen Staaten (MOE) (u.a.), gefördert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes und durch den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz.
Die Beobachtung der Zeitzeugen - Interviews zeigte einmal mehr, man muss nicht zwingend die gleiche Muttersprache sprechen, manchmal reicht es, in die gleiche Richtung zu schauen: In diesem Fall auf das Thema Migration mit seinen menschlichen und unmenschlichen Facetten. Dass Jugendlichen aus verschiedenen Nationen Europas sich an der Loburg auf diesen Weg gemacht haben, ist neben den persönlichen Erfahrungen sicher ein großer Gewinn aus dieser Begegnung.