Seht ihr an der Außenwand der Schlosskapelle den Heiligen Hubertus, den Schutzpatron der Jäger? Er achtete alle Tiere als göttliche Geschöpfe und wurde so zum Vorbild für die Jägerschaft.
Jedes Jahr spielen Hörner am Hubertustag, dem 3. November, in der sogenannten Hubertusmesse Signale, Fanfaren und Melodien in der Kirche. Die Messe dient als Dank für ein erfolgreiches Jahr.
Wünscht man einem Jäger Erfolg, grüßt man mit dem Ausruf „Weidmannsheil!“. Der Jäger antwortet mit „Weidmannsdank!“.
Jäger sind aber vor allem für die Hege und Pflege ihres Reviers zuständig. Als Hegering bezeichnet man eine Jägergemeinschaft auf örtlicher Ebene. Ziel der Hege ist die Erhaltung eines artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung der Lebensgrundlagen. Dazu gehören das Einhalten von Schonzeiten, also einem Abschussverbot, aber auch das Eindämmen von Schäden, die die Tiere im Wald, auf Äckern und in Siedlungen durch Anfressen oder Wühlen anrichten. Deshalb gibt es kontrollierte Abschüsse. Jäger errichten Plätze zur Wildfütterung sowie Ruhezonen und Äsungsflächen für das Wild.
Die Wildarten sind in Hochwild und Niederwild unterteilt. Hochwild zu jagen war früher nur dem Hochadel vorbehalten, Niederwild dagegen dem niederen Adel und deren Tierhütern. Die Einteilung hat übrigens nichts mit der Größe der Tiere zu tun.
Zum Hochwild gehören heute alle Schalenwildarten außer dem Rehwild, außerdem Auerwild, Adler, Wolf, Bär und Luchs. Beim Niederwild unterscheidet man Haar- und Federwild. Zum Federwild zählen alle Vögel, zum Haarwild alle Säugetiere wie Fuchs, Rehwild, Dachs, Hasen und Kaninchen. Mit Großwild sind außereuropäische Tiere wie Elefanten in Afrika gemeint.
Helfen sich mehrere Jäger, um den Jagderfolg zu steigern, spricht man von einer Gesellschaftsjagd. Bei der Treibjagd läuft eine Gruppe von Jägern und Treibern mit lauten Geräuschen in einer Linie durch den Wald. Das Wild rennt verängstigt flüchtend auf der anderen Seite des Waldes einer Gruppe von Schützen direkt „vor die Flinte“. Bei der ähnlich verlaufenden Drückjagd sitzen die Schützen flächendeckend verteilt an den Stellen, wo Wild freie Flächen überqueren muss (an den Wechseln). Bei der Stöberjagd bringen Hunde das Wild in Bewegung und hetzen es zu den Jägern.
Um sich besser zu verständigen, verwenden die Jäger die traditionelle Jägersprache, die bis ins Mittelalter zurückgeht und früher auch zur bewussten Abgrenzung des Adels vom „gemeinen Volk“ diente.
Einige Redewendungen aus der Jägersprache sind in die Umgangssprache übernommen worden:
Früher hängten Männer bei der Treibjagd Tücher zwischen die Bäume, um die Tiere zu ängstigen. Entfloh das Wild trotzdem zwischen den hängenden Stofflappen hindurch, war es durch die Lappen gegangen.
Von etwas Wind zu bekommen bedeutet für uns, eine eigentlich geheim gehaltene Information mitzubekommen. Ursprünglich heißt es, dass die Tiere durch (wechselnden) Wind die Jäger wittern und flüchten können.
Sich vor etwas zu drücken geht ebenfalls auf die Jägersprache zurück. Es meint Wild, das sich vor Jägern in Erdmulden duckt und verbirgt.
Erlegtes Wild wird von den Jägern am Sammelpunkt in einer bestimmten Ordnung aufgereiht. Sie haben die Tiere zur Strecke gebracht.
Wissen, wie der Hase läuft, meint, den Hasen trotz seiner Hakenschläge zu treffen. Für uns bedeutet es, Erfahrung zu besitzen und Dinge gut einschätzen zu können.
Jäger schmierten früher die bevorzugten Rastplätze der Vögel mit Leim ein. Wenn diese sich dort niederließen, klebten sie fest und konnten nicht mehr fliehen. Jemanden auf den Leim zu gehen bedeutet heute, auf eine Täuschung hereinzufallen.
Hält der Jäger kurz vor dem Schuss den Finger am Abzug, ist er am Drücker. Wir verstehen heute darunter eine Person, die die Macht besitzt, ihren Willen in Kürze durchzusetzen.
Mit den zwei Zielhilfen „Kimme“ und „Korn“ am Gewehrlauf richtet man seine Waffe auf das Wild. Jemanden aufs Korn zu nehmen bedeutet für uns, eine Person scharf zu beobachten, um sie bei Fehlern zu erwischen.
Die einfache Bevölkerung band ihren Hunden damals einen Knüppel ans Vorderbein, damit diese kein Wild töteten, denn das durfte nur der Adel. Jemandem etwas ans Bein zu binden bedeutet heute, einer Person mit einer unbeliebten Aufgabe das Leben zu erschweren.