Warum sind wir Menschen von der Natur fasziniert? Warum fahren wir im Urlaub ans Meer oder in die Berge? Warum lieben wir Wasser-Rafting und fühlen uns danach stark?
Das Erstarken der Naturwissenschaften seit der Renaissance vor 500 Jahren führte zu einem neuen Selbstverständnis des Menschen. Der Mensch sah sich nicht länger als ein den Gewalten der Natur hilflos ausgesetztes Wesen. Man entdeckte Naturgesetze und konnte sie mathematisch beschreiben. Erfinder bauten Maschinen, wie z. B. die Dampfmaschine. Die Natur beurteilte man nicht mehr nur danach, ob sie (für die Landwirtschaft) nützlich war. Der Mensch konnte sich einfach an ihr erfreuen.
Locus amoenus (die idyllische, erholsame Landschaft)
Ein Teil der Menschen des 18. Jahrhunderts forderte eine Rückbesinnung auf die alten Werte. Diese Gedanken finden sich z.B. in Rousseaus Werk „Zurück zur Natur". Oftmals träumten die Menschen von einem locus amoenus. Die Schriftsteller der Romantik unternahmen in ihren Gedichten und Erzählungen eine Flucht in diese idyllische, fiktive Landschaft als Ort der Ruhe und Erholung.
Locus terribilis (die grandiose, beeindruckende Wildnis)
Die Mehrzahl der Bevölkerung des 18. Jahrhunderts begeisterte sich für die Wissenschaft. Sie öffnete sich der „neuen" Natur und betrachtete auch eine gefährliche, sogar vielleicht hässliche Natur als ästhetisch ansprechend. Derart reagierten zuerst Brockes und Haller. Sie empfanden nicht alle Orte der Natur als schön, ggf. aber als beeindruckend und erhaben.
„Zurück zur Natur"
Kant beschrieb, dass sich die Menschen durch das Erleben der Natur frei fühlten und die Kräfte der Natur in sich aufnähmen, indem sie das Erhabene erlebten. Dies erinnerte an Rousseau: Der zivilisierte, unfreie, „degenerierte", aber empfindsame Mensch könne in der unberührten Natur sozusagen seine „Fesseln abstreifen“.
Die Philosophen glaubten, ein Platz vollkommener Stille und Einsamkeit berühre den sensiblen Menschen am meisten, bringe ihn zunächst zum Nachdenken und schließlich zum Träumen über ein Leben in der Natur. Die Wildnis mache dem Menschen seine Existenz besonders bewusst.
Natürlichkeit als Ziel der Kunst – vom Schönen zum Guten
Ähnliches beschrieb Christian C. L. Hirschfeld. Er glaubte jedoch, die Gegenstände der Natur seien unterschiedlich ästhetisch. Hirschfeld forderte eine „Verbesserung" der Natur durch Gartenkunst. Der Garten solle zwar „natürlich" wirken, in Wirklichkeit aber optimiert worden sein. Damit werde eine Verknüpfung zwischen Natur und Kultur geschaffen, in der beide dazugewännen.
Friedrich Schiller machte sich ähnliche Gedanken über den positiven Einfluss von angelegten Gärten. Er lehnte den unnatürlich gestalteten Barockgarten ab, genauso wie den „grenzenlosen“ Englischen Garten.
Schiller glaubte, dass ein Mensch, der durch die Natur ein Gefühl für Ästhetik erworben habe, den Weg von der Sinnlichkeit zur Vernunft (und damit Moralität) schaffe. Die Menschen hofften, der Landschaftsgarten als „optimierte Natur“ führe zu moralischer Bildung und gebe ein Gefühl von Zufriedenheit und innerer Ruhe. Die Kunst weise den Weg zur Ethik.
Philosophisch betrachtet überwand man den Streit, ob Denken die reine Erkenntnisquelle darstelle (Rationalismus) oder ob Erfahrung und wissenschaftliche Beobachtung zum Verständnis der Welt führten (englischer Empirismus).